Thy-Reisereportage von 1997


Aus der Berliner Zeitung stammt ein Reisereport über Thy von Uta und Gerhard Berg aus dem Jahre 1997, den wir Euch nicht vorenthalten möchten - im Grunde immernoch aktuell: Thy ist das Hawaii des Nordens!

Hawaii II liegt ganz im Norden - die dänische Halbinsel Thy

Abgesehen vom Surfen kann es in Thy aber auch richtig "hyggelig" werden! Fast hätte es Thy gar nicht gegeben, jedenfalls nicht als Ferienziel. Hundert Jahre ist es her, dass sich die rücksichtslose Abholzung der Wälder auf der Halbinsel im Nordwesten Jütlands rächte: Sandstürme drohten die Halbinsel zu begraben. Ganze Dörfer wurden zugeschüttet...

Den damals eilends gepflanzten "Kiltplantagen" ­ Anpflanzungen von Büschen und Bäumen hinter den Dünen ­ verdankt Thy schließlich seine heutige Existenz. Früher wurden im Schutze der Plantagen Schiffbrüchige geborgen. Heute sind die Pfade der Retter ­ rund achtzig Kilometer von Agger Tange am Südende von Thy bis zum Bulbjerg im Norden ­ ideale Rad- und Wanderwege. Es sind die Kontraste, die Urlauber nach Thy ziehen: Gischtende Wogen und viel Wind an der Nordsee, in den Wäldern und am Fjord aber ist es windgeschützt. Ein attraktives Beispiel für eine Kiltplantage ist Bøgestedrende nahe Nørre Vorupør. Mit ihren Tannen, Laubbäumen und einem ockerfarbigen (sauberen) Bächlein ist sie überraschend lieblich so nahe der rauhen Nordsee.

Nach Thy kommt, wer sich z.B. sportlich ertüchtigen will: Während beim steifen Nordwestwind Wandern und Radeln zur Arbeit werden kann, kommt den Surfern eine solch heftige Brise gerade recht. Erst ab vier Beaufort und den dann üblichen Drei-Meter-Wellen wird es für die Cracks interessant. "Bei acht bis neun Beaufort erreichen die Wogen bis zu fünf Meter. Dann macht es richtig Spaß", sagt der 21jährige Robert aus dem Ort Klitmøller. Wie ein Muskelprotz wirkt er nicht, trotzdem war er im 1996 Jahr Fünfter bei der ersten offiziellen Europa-Meisterschaft im Wellenreiten. "Die Küste um Klitmøller und Vorupør wird schon als Hawaii II bezeichnet", erzählt er stolz.

Bis in den November sind die Wellenreiter hier zugange. Was für die Surfer Klitmøller, ist für die Angler auf Thy das "Gelbe Riff". "Dort draußen gibt es die dicksten Dorsche, aber auch große Seeaale, Katzenhaie und Seewölfe", weiß Skipper Andree. Die Hotels stellen Tiefkühltruhen zur Verfügung, damit die Angler ihre Beute einfrieren können, ehe sie die Heimreise antreten. Dieses Problem stellt sich uns allerdings gar nicht erst. Wegen starker Dünung fahren wir nur ein Stückchen hinaus. Entsprechend klein sind auch die gefangenen Seeaale. Zu klein. Andree löst sie vorsichtig vom Haken und wirft sie wieder ins Wasser zurück. Das ist Vorschrift.

Begreiflich wird uns Andrees Verhalten tags darauf bei der Fischauktion in Hanstholm. Große Fische glotzen aus unzähligen Kisten. Zur Versteigerung ab sieben Uhr morgens reisen Händler aus vielen Ländern Europas an. Mit Kennerblick begutachten sie die Fänge, murmeln leise Sätze in ihre Handys. Tonnenweise kommen Dorsche, Schollen, Makrelen, Schellfisch und Heilbutt unter den Hammer, rund 80 000 Tonnen im Jahr. Ohne großes Geschrei. Hanstholm, ein recht junger Ort, hat sich in den letzten Jahren zu Dänemarks größtem Fischereihafen entwickelt. Gerade werden die Becken erweitert. Die traditionelle und mühsame Strandfischerei verliert dagegen an Bedeutung. 1948 gab es noch 28 solcher Boote, jetzt nur noch neun Schiffe. "Von der Fischerei allein kann heutzutage keine Familie mehr gut leben.", berichtet der 65jährige Fischer Lauritz aus Nørre Vorupør. Auf seinen eigenen Rekord ­ zusammen mit zwei Begleitern waren es 5.000 Kilo Fisch an einem 14-Stunden-Tag ­ ist Lauritz heute noch stolz. "Manchmal waren wir bis zu 40 Stunden draußen, und danach mussten die Frauen die Netze säubern und noch in der Nacht frische Köder aufstecken", erinnert Lauritz sich.

Dass sich in der letzten Zeit vereinzelt auch wieder junge Menschen für den anstrengenden Beruf interessieren, sieht er als eine gute Entwicklung an. Und auch die Urlauber freut das. Denn für sie gehören die Fischerboote am Strand, bei deren Besatzung man gleich die Flunder fürs Abendessen kaufen kann, untrennbar zum Ferienland Thy dazu. Auf Thy werden aber auch Golfer und Reiter glücklich. Selbst wer etwa die Reitkunst nicht beherrscht, kann auf den gutmütigen Islandpferden seine ersten Reitversuche unbeschadet überstehen. "Die trotten immer brav hintereinander her", versichert Reitlehrerin Cathrine.

Abgesehen von allem Sport fehlen auf der Halbinsel auch die kreativen Momente nicht, etwa mit dem Ziehen von Kerzen. Nach einigen aufregenden Go-Kart-Runden widmen sich im "Lyjsstøberi" von Klitmøller selbst harte Männer gerne der Kerzenproduktion. Singend gibt dort Gunnar den Rhythmus für das Eintauchen der Dochte vor. Seine Kerzen-Seminare sind beliebt; man muss sich frühzeitig anmelden. Und erst mit den eigenhändig gefertigten Lichtern wird der Urlaubsabend richtig "hyggelig", wie die Dänen sagen, also ganz besonders gemütlich.

Uta und Gerhard Berg

Berliner Zeitung (23.08.1997)

Mittwoch 27 Juli 2005 17:13:39 von admin

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