Interview mit Jan Brusgaard


Jan von Hillgaard stand uns Rede und Antwort. Endlich konnten wir mal die Fragen stellen, über die wir ewig herumphilosophiert haben - Und Jan konnte auch mal seine Meinung sagen!

Bei Eis, Burger, Bier und Zigaretten verbrachten wir ganz im Stile eines typisch dänischen Abends die Zeit mit Jan im Vesterhavs Cafeen...

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Vorupør-Portal: Hallo Jan, Rasmus von thyweb hat kürzlich eine größere Reportage über euch gemacht, sorry - nun müssen wir natürlich nachziehen! Wir sitzen ja hier im Cafeen, dem Mekka vieler Vorupør-Fans, von einigen auch „Scandic-Ballermann“ genannt! Bevor wir loslegen, Jan, wo ist denn der Per jetzt abgeblieben, der diesen Laden vorher gepachtet hatte, viele vermissen ihn und sein Team!

Jan Brusgaard: Per arbeitet jetzt als Außendienstverkäufer für Schokolade! Er kommt viel herum in Dänemark. Es geht ihm auch gut soweit, obwohl er gerne weiter in der Gastronomie gearbeitet hätte!

Die Firma Hillgaard ist ja nun eine Institution in Vorupør, die jeder kennt. ein Supermarkt mit allem, was man braucht und eine große Sommerhusudlejning. Aber wann und wie habt ihr damals angefangen und wie hat sich das Unternehmen über die Zeit entwickelt?

Also dort, wo jetzt der Kaufmannsladen bzw. der Supermarkt Hillgaard liegt, da lag vor vielen Jahren auch ein Kaufmannsladen, welcher meinen Urgroßeltern gehörte, von 20051012_janbrusgaard02.jpgmeiner Mutters Seite. Dieser hat 1965 gebrannt, da kam dieses Ehepaar Ingrid und Gunnar Hillgaard und haben sich für dieses Grundstück interessiert. Sie haben das alles aufgeräumt und es von der Versicherungsgesellschaft gekauft. Sie haben dort einen neuen Kaufmannsladen gebaut und deshalb heißt der Kaufmannsladen heute noch Hillgaard. Meine Mutter (Herdis) hat damals, als Sie noch ganz jung war, die Kinder der Familie betreut, hat in deren Haus gearbeitet und mein Vater (Per Brusgaard) im Supermarkt der Hillgaards gearbeitet und eine Lehre absolviert. Dort haben sich meine Eltern auch kennen gelernt und geheiratet und 1975 mich bekommen, 1978 meine Schwester dazu. Und später haben sie den Supermarkt übernommen.
Eigentlich gibt es in meiner Familie seit jeher Handwerker. Mein Großvater war Maurer, und hat vielen in Vorupør das Haus gebaut. Als mein Vater noch jung war, sollte er dieses große Geschäft mit ziemlich vielen Angestellten übernehmen. Mein Vater wollte jedoch kein Handwerker werden, deshalb haben sie sich häufig gestritten. Er wollte Kaufmann werden. So haben meine Eltern dann 1978 den Supermarkt gekauft. Mein Großvater war damit gar nicht einverstanden und sie haben mehrere Jahre nicht miteinander gesprochen. Er wollte jedoch, dass unser Name da nicht dran steht, weil dies ein guter Name für das Handwerk war und er wollte nicht, dass dieser Name beschädigt würde!
20051012_janbrusgaard03.jpgZu dieser Zeit gab es 5 Kaufmannsläden in Vorupør, der Supermarkt war unter dem Namen Hillgaard bekannt, und so haben meine Eltern diesen Namen gelassen. Die meisten Leute glauben auch, dass wir Hillgaard heißen. Manchmal, wenn es schnell gehen muss, nenne ich mich auch Jan Hillgaard. Das erspart viele Erklärungen wieso und weshalb. Seitdem haben wir jedes zweite Jahr umgebaut und neues hinzugefügt. Vor 5 Jahren haben wir eine große Renovierung gemacht und jetzt in ein paar Jahren wollen wir noch die gesamte Fassade erneuern. Auch soll eine neue Bürofläche hinzu kommen, weil jetzt haben wir ein Büro für die Firma im Lager, und dies ist im alten Wohnhaus. Die Mitarbeiterin Hanna sitzt jetzt in der alten Küche, ich sitze da in dem alten Schlafraum, der alte Wohnraum wird jetzt als Personal- und Pausenraum genutzt.
Vor 13 Jahren ist dann die Ferienhausvermietung mit dazu gekommen, weil mein Vater hat es für sinnvoll empfunden, dass man sich ein zweites Standbein aufbaut, falls mal was mit dem Kaufmannsladen passiert.

Die Story von Jan Brusgaard ist auch höchstinteressant! Schilderst du uns kurz die wichtigsten Stationen in deinem Leben?

Ich bin hier in Vorupør geboren, also eigentlich ja in Thisted im Krankenhaus, aber ich 20051012_janbrusgaard04.jpgbin hier dann aufgewachsen. Habe hier meine Schulausbildung gemacht bis zur 7. Klasse, dann war ich noch 3 Jahre in Snedstedt in der Schule, mein Abitur habe ich in Thistedt auf der Handelsschule und nicht auf dem Gymnasium gemacht. Danach habe ich verschiedene Kurse in Spanien gemacht, für 8 Wochen. 2 Jahre habe ich dann als Reiseleiter gearbeitet für eine große dänische Reiseagentur, nämlich für Tjæreborg, welche vergleichbar mit TUI in Deutschland ist. Dabei war ich einen Sommer in Griechenland, auf den Kanarischen Inseln einen Winter und dann in London eine längere Zeit. Als ich damit aufgehört habe, begann ich Tourismus zu studieren. Zuerst auf der Universität in London. Dort habe ich meine Tourismusausbildung gemacht. 3 Jahre Ausbildung und dann ein Jahr Praktikum, welches ich jedoch nicht mehr machen musste, weil meine Zeit für das dänische Reisunternehmen anerkannt wurde.
Dann habe ich noch ein Jahr lang meinen Abschluss als Betriebswirt für Tourismus in München gemacht. Aber dort kam ich hin als englischer Student und alle waren überrascht, weil viele wollen nach London zum studieren, auch die Franzosen, die Spanier und Portugiesen. Die Engländer wollen nach Möglichkeit überhaupt nicht weg zum studieren, maximal nach Spanien oder Frankreich. Und seit 10 Jahren war kein Engländer mehr in München zum Studieren und dann kam ich aus England. Alle waren total aus dem Häuschen, endlich mal ein Engländer in München und dann waren sie total enttäuscht, dass ich in Wirklichkeit ein Däne war!

20051012_janbrusgaard05.jpg1999 war ich dann fertig. Mein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 65 Ferienhäuser zu betreuen. Er bot mir an, wenn ich jetzt nach Hause kommen möchte, dann kann ich da für ihn arbeiten. Das habe ich dann ca. 4 Jahre gemacht.
Wir hatten ein tolle Kollegin in Blockhus, weiter oben in der Jammerbucht, die haben dort den Laden von Sonne und Strand verkauft. Da habe ich zu meinem Vater gesagt: „Du bist noch so jung, bis ich dich beerben kann in diesem Geschäft. Dazu bin ich selbst zu aktiv in diesem Geschäft. Ich will ein eigenes Geschäft. Ich will den Laden in Blockhus übernehmen“. Er war zuerst sehr skeptisch und meinte, es läuft doch gerade so gut und wir haben so viele tolle Häuser, das würde doch gar nicht gehen. Aber wir haben uns dann so geeinigt, das er etwas Geld in dieses Geschäft investiert hat und ein neues Gebäude da für mich gekauft hat (Super Vater!) 20051012_janbrusgaard06.jpgund so habe ich dann da meinen Laden in Blockhus eröffnet. Dieser hat sich auch sehr gut entwickelt. Dennoch muss ich auch noch viel Zeit hier in Vorupør verbringen, um die Ferienhausvermittlung hier zu betreuen. Das mache ich gerne weiter. 2 bis 3 Tage in der Woche bin ich immer noch hier und den Rest in Blockhus.

Was macht Jan Brusgaard, wenn er Freizeit hat?

Dann geht er gerne schwimmen (Sylvi: Im Meer hoffentlich!), ne ne ne! ich gehe in Aalborg, wenn ich dort bin. Dann gehe ich jeden Morgen, bevor ich ins Büro fahre, vielleicht drei, vier Male in der Woche schwimmen. Und ich gehe gerne ins Kino, ich reise gerne, Großstädte besuchen, Ferienhausurlaub auch sehr gerne, an anderen Stellen in Dänemark mit Freunden. Wir haben ganz viele Freunde, mit denen man das machen kann. Außerdem gehe ich gerne weg, Bier trinken! Øl! (Joe: Nur heute nicht!). Nein, ich muss da jetzt ein bischen aufpassen, ich habe etwas zugenommen! (Anmerkung: Kaum ausgesprochen kredenzte er sich eine riesige Eistüte!)

Wie viele Mitarbeiter beschäftigt eure Firma heute?

20051012_janbrusgaard07.jpgAlso insgesamt, also das ganze Jahr über die Festangestellten sind 15 und im Laufe des Sommers sind wir 35. Die drei, vier Monate im Sommer. Das gilt für die ganze Firma, Kaufmannsladen und Ferienhausvermittlung, und wenn man die Niederlassung in Blockhus mitrechnet, das Doppelte. Denn dort gibt es auch noch die Fischräucherei, mit Restaurant, so wie in Klitmøller eigentlich, so müsst Ihr euch das vorstellen. Das Lokal heißt „die Blockhus Fischräucherei“. Eigentlich war das nicht so geplant, aber das Grundstück und das Gebäude, was wir dort gekauft haben, wurde ja von uns umgebaut und dann musste was unternommen werden und wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, was wir dort noch machen könnten. So ist dann die Idee gekommen, aber eigentlich haben wir nichts damit zu tun, aber die Leute sind ja von uns angestellt... in so fern haben wir also doch was damit zu tun! Wir machen ja auch die Abrechnung und das ganze Drumherum. In Vorupør haben wir noch 15 Putzkolonnen, die Samstags die Häuser reinigen.

Habt ihr auch vor, eine Bio-Abteilung in Eurem Laden einzuführen? In Deutschland ist das ja derzeit der Renner!

Oh, na ja, die Dänen, die wollen das nicht. Aber wir haben ja einige Bio-Produkte hin und wieder. Also die Leute aus Vorupør und die, die aus der Umgebung kommen, also die festen Einwohner – wir haben ja auch viele Kunden aus Sjørring und Hundborg und den ganzen Ortschaften in der Nähe, die bei uns zum Einkaufen kommen, es sind ja nicht nur Touristen – die kaufen das gar nicht und die wollen das auch nicht. Die finden das blöd und übertrieben und wieso soll man einen höheren Preis für eine Tomate bezahlen, wenn diese nicht besser schmeckt! Aber wenn die ganzen Hauseigentümer, die ja in der Regel aus den ganzen großen Städten kommen, Århus, Aalborg und Kopenhagen z.B., die kaufen das gern. Und einige von den Touristen kaufen das auch gern. Wenn wir dann bei der Inventur sehen, wie viele Biokartoffeln wir verkauft haben, dann wissen wir auch immer, wie viele Leute aus Kopenhagen da waren! Dann sagt man Vater immer „Kuck mal, die Großstädter waren wieder da!“. Wir glauben auch, dass die Deutschen gar nicht so viele Bioprodukte kaufen. Es fällt jedenfalls nicht besonders auf!

Kannst du uns sagen, was "Fiberknas" ist?

Fiberknas? Puh, so Müsli? Ja, das ist Müsli, ein besonderes Müsli mit irgendwas drin, was ich nicht genau kenne!

Die angeschlossene Fleischerei produziert stets frische Ware, wird dort auch in Vollzeit gearbeitet und von wo bezieht ihr das Fleisch?

Zu sagen, wo das Fleisch herkommt, das ist ganz einfach: Eine der größten Schlachtereien Dänemarks steht in Thisted. Es gibt ca. 2.000 Bauern in Dänemark, die eine Schweineproduktion haben, die bringen immer einen Teil ihrer Schweine direkt nach Thisted und die Schlachterei dort gehört auch zu den größten Arbeitgebern der Umgebung. Von dort bekommen wir unser Fleisch. Und in unserer Metzgerei wird es immer direkt frisch verarbeitet. Dort arbeiten ja auch das ganze Jahr über 4 Mitarbeiter in Vollzeit. Wir stehen auch nicht in Konkurrenz zu Slagter Sören, was man ja meinen könnte, denn er macht mittlerweile die größten Umsätze mit der Ausstattung von Partys, dann liefert er das ganze Essen dort hin und hat auch sehr viel Fleisch, was man grillen kann, das ist sehr gut für den Ort und die Touristen, weil die grillen ja eigentlich immer! Außerdem liefert er Essen aus für die älteren Leute, das ist ein besonderer Service. Und das machen wir bei uns ja nicht. Früher war das schon eine Konkurrenz, aber er hat sich in die richtige Ecke spezialisiert.

Der Standard der Ferienhäuser hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Auffällig ist zudem, dass die Einrichtung, die früher sehr spartanisch war, mittlerweile größtenteils sehr liebevoll ist. die Vermutung liegt nahe, dass der Großteil Privateigentum ist und von den Inhabern auch selber genutzt wird.

Es liegt daran, dass viele Inhaber die Ferienhäuser selber besser und häufiger nutzen und deshalb richten sie sie auch besser und liebevoller ein und daraus entsteht auch die höhere Qualität. Der Punkt war, dass die Dänen sehr viel Geld hatten aus den Vermietungen der Jahre und Jahrzehnte zuvor, und deshalb wurden in den letzten Jahren sehr sehr viele Häuser auch renoviert oder neu gebaut. Und dann liegt es auch daran, dass die Leute das nachfragen. Die Touristen wollen nicht mehr so ein altes Haus, früher war das nicht so wichtig. Heute wird bei Buchungen sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Häuser einen privaten, gemütlichen Flair haben. Und das sind nicht nur die Deutschen! Selbst die Skandinavier wollen das jetzt so. Viele Deutsche denken ja, die Skandinavier sind da genügsamer, aber das hat sich in den letzten Jahren doch stark geändert! Da sind die wie die Deutschen! (Joe: Und die Holländer?) Holländer gibt es ja kaum mehr hier, früher waren es viele, aber die gehen ja lieber auf die Campingplätze! Wir haben die meisten Holländer um Hvide Sande herum und am Limfjord auf den Campingplätzen. Ich denke, wir haben in diesem Jahr maximal 10 Wochen an Holländer vermietet. Das gesamte Jahr über vermieten wir knapp 4.000 Wochen.
(Joe: Ich schreibe gerne Mängellisten, habe Dir ja heute auch direkt eine mitgebracht! Verhalten sich alle Deutschen so und gibt es Unterschiede im Verhalten zwischen den Deutschen und anderen Landsleuten?)
(lacht!) Nun ja, ich kenne ja die Deutschen und ihre Macken ganz gut, das liegt daran, dass ich ja auch in München gelebt habe. Deshalb stört es mich ja auch nicht besonders, oder sagen wir, es regt mich nicht auf, wenn einer mit einer Mängelliste kommt! Aber vorher hat es mich wahnsinnig gestört, da konnte ich mich richtig über die Deutschen ärgern! Die Dänen sind da eher gelassen, man denkt na ja OK, es ist eben so! Und wenn ein Topf ein bischen schmutzig ist, dann macht man ihn eben kurz sauber, falls eine Türklinke nicht so richtig funktioniert, dann ist es wohl so (schmunzelt!), es geht alles in Ordnung! Und wenn es keine Auflagen für die Terrassenstühle gibt, nicht wahr Joe (Anmerkung: Fehlende Stuhlauflagen waren einer meiner Punkte auf meiner Liste!), dann nimmt man eben irgendwas vom Wohnraum oder einfach aus den Schlafräumen! So sind die Dänen, aber die Deutschen können keine Ruhe geben! Es muss immer alles hundertpro in Ordnung sein und sauber und ordentlich... (seufzt) aber sie verlassen die Häuser auch sehr ordentlich, das muss man sagen. Wenn die Dänen die Häuser verlassen, dann sind die so... na ja! Die denken nicht so viel daran, dass danach eventuell noch jemand dort wohnen möchte! Die Deutschen sind da sehr korrekt!

Alle rätseln immer, wie viele Einwohner Vorupør hat. Und viele möchten den Vergleich haben zu der Bewohnerzahl des Ortes in der Hauptsaison, wenn die meisten Ferienhäuser ausgebucht sind. Kannst du das schätzen?

Also wenn das hier so richtig losgeht, also die drei Wochen im Juli, wenn das richtig voll ist, dann gibt es hier rund 10.000 Leute in Vorupør. Aber nur die drei Wochen, Kalenderwoche 29, 30, 31. Es wohnen hier derzeit so rund 700 Einheimische, 700 bis 800. Und viele von denen bekommen auch in diesen Wochen sehr sehr viel Besuch von Verwandten und Freunden und dann ist hier ja wirklich alles brechend voll!

Warum funktioniert der Leuchtturm nicht mehr? Kennst du sein Schicksal?

Also der Leuchtturm funktioniert nicht mehr, weil man den nicht mehr braucht. Er steht eigentlich nur noch da, weil er in der Zwischenzeit zu einem Wahrzeichen für Vorupør geworden ist. Und jetzt glaube ich, wird er auch demnächst renoviert, das macht dann die Gemeinde, die Thisted-Kommune. Aber es gibt ja hier auch einen Fischereiverein, dem die ganzen Gebäude unten am Hafen gehören, zum Beispiel Inga und Per, die den Fischladen da haben, die mieten das Gebäude beim Fischereiverein. Und einiges von dem Geld, was dem Verein über die Miete zukommt, das wird dann auch für die Leuchtturmrenovierung benutzt. Ich denke, das ist auch langsam wirklich nötig! Bevor er zusammenbricht!
Er ist ja aus den 60er Jahren und eben nur noch Wahrzeichen – ohne Zweck.
Aber vorher gab es ja ein anderes Signalsystem, so einen Flaggenmast. Wenn die Brandung gefährlich war, dann hisste man eine Flagge, wenn es richtig gefährlich wurde, dann zwei und so weiter. Wenn ganz heftiger Sturm drohte, dann wurden drei Flaggen oder Ballons hochgezogen. Das war dann das Signalsystem vor dem Leuchtturm. Und an der alten Mole gab es noch einen Turm, wo richtiges Feuer gemacht wurde, damit die Schiffe wissen, wo sie hinmüssen. Oder auch nicht! Und was ganz interessant ist: Hier sollte ja in den 50er Jahren eigentlich der Hafen gebaut werden, der jetzt in Hanstholm ist, aber dann hat man sich dafür entschieden, doch Hanstholm zu nehmen und als Ersatz für Vorupør wurde dann die Mole ausgebaut.

Und diese "Zigarre" da hinten auf der Düne... was soll sie den Seefahrern sagen?

Ja, das wird auch bei uns hier „Zigarre“ genannt! Wir sagen nicht nur zu dem Zeichen20051012_janbrusgaard08.jpg Zigarre, sondern die ganze Düne heißt bei uns „Zigarrenhügel“ sogar! Das Zeichen bedeutet eigentlich nur, dass die Seefahrer wissen, dass sie in Höhe Vorupør sind. Das kommt wohl noch aus der Zeit, als es keine Satelliten- und Radarnavigation gab, man findet diese Zeichen an der ganzen Küste entlang.

Was macht man eigentlich als Einheimischer, wenn man Freizeit hat?

Oh ja, viele haben ein kleines Boot hier liegen, und gehen gerne Angeln. Und Jagen! Das ist sehr sehr beliebt hier. Man kann hier sehr gut in den großen staatlichen Wäldern jagen und in den Dünen! (Sylvi: Was jagt man denn da?) Nun, Reh... und Hasen! Und Fasane, Füchse. Und da gibt es viel in den Klitplantagen. Auch Gänse und Enten auch! Und man braucht einen Jagdschein! (Joe: Sag bloß, du hast auch einen Jagdschein) Klar! Nie benutzt, aber ich hab ihn! (Sylvi: Du könntest auf Füchse schießen? Und kleine süße Hasen??) Doch, schon! Mein Vater und mein Schwager gehen den ganzen Winter lang, zwei, drei mal die Woche. Sie gehen in die Stenbjerg-Plantage. Der Brand vom letzten Jahr dort hat der Tierpopulation nicht groß geschadet, obwohl viele Tiere gestorben sind, aber es kann auch gut sein für die Natur, wenn so was passiert, dann kann sich alles neu entwickeln. Viele Einheimische haben im Wald Privatgrundstücke, dort gehen sie dann jagen. Und meine Eltern organisieren einmal im Jahr eine große Jagd, da werden die ganzen Freunde eingeladen und dann machen wir eine große Feier. Es ist sehr beliebt hier, das Wild zu essen. (Sylvi: Und wenn man nichts geschossen hat?) Dann isst man irgendwas anderes!
Wir gehen auch fast nur im Herbst und Winter, dann gibt es auch keine Pilzesucher. Ihr braucht also keine Angst zu haben, dass Ihr mal Schrot im Hintern habt!

Nun fahren auch viele nach Sjørring und Thisted zum Handball oder Fußball, es gibt ja auch in Vorupør einen Fußballverein, Vorupør Bold Klub. Einige aus Vorupør haben es auch recht weit geschafft, die haben dann in Aalborg oder Thisted gespielt. Jesper Grønkjær von Stuttgart kommt ja auch aus Thisted. Aber Vorupør BK, sie sind, na ja, nicht so gut. Die erste Mannschaft geht gerade noch, aber dann sind die Mannschaften so, dass man Fußball spielt und direkt danach ein Bier trinkt, und vorher auch.

Und man trifft sich viel daheim auch, im Winter wenn es viel Dunkel ist, dann spielt man Karten oder kuckt Fernsehen oder wir besuchen uns gegenseitig und so.
Reiten ist auch beliebt, meine Schwester zum Beispiel, Chatrine, ist Weltmeisterin in der Mannschaftswertung beim Islandreiten geworden, dieses Jahr in Schweden. Sie ist übrigens mit Flemming verheiratet, er arbeitet auch bei uns im Laden. Wir vermieten ja auch Reitstunden auf Islandpferden, diese stehen in Sønder Vorupør.

Gibt es in Vorupør eigentlich so etwas wie eine eingeschworene Dorfgemeinschaft, trifft man sich regelmäßig, um sich auszutauschen?

Früher gab es das. Da gab es so vier, fünf Familien, die haben sich besonders gemocht. Mit denen konnte man sich zusammensetzen und reden, aber heute gibt es das so nicht mehr hier. Nun sind die Familien auch räumlich sehr weit auseinander, also es gibt hier keinen Stammtisch oder so etwas.

Einer Studie des Engländers Davis Halpern zufolge, sind die Dänen die glücklichsten Europäer! woran liegt das?

(lacht!) ... Warum nicht! Es gibt alles zu essen, was man haben will, alles zu trinken, was man haben will, man kann zweimal im Jahr in den Urlaub fahren, alle haben eine Arbeit, die Leute sind gesund, es gibt gute Ärzte und gute Krankenhäuser, die Natur ist schön, das Essen ist gesund, wir sind sehr gelassen!
Übrigens leben die Leute in Norwegen und Schweden im Durchschnitt 5 Jähre länger als die Dänen... Es ist Tatsache! Aber dann sagt man auch, wenn die Dänen dann leben, dann leben die auch! Die trinken mehr, die rauchen mehr, essen nicht so viele Bioprodukte! Nicht so viel Rumlaufen im Wald und solche gesunden Sachen! Die leben kürzer und sind glücklicher, und wir sind froh, das ist doch OK!
Und wenn man einen Dänen fragt, was er lieber machen würde, Bioprodukte und weniger Bier und dafür ein paar Jahre länger leben, dann würde der sagen, um Gottes Willen, bloß nicht! Lieber noch mehr Bier und noch mehr Zigaretten! Ich denke, das ist wohl die allgemeine Einstellung! Ich hab das in München gesehen, da hat mir jemand die Süddeutsche Zeitung gezeigt, da haben die geschrieben, dass jetzt diese Statistiken rausgekommen sind und man hat sich auch gewundert, wieso die Norweger und Schweden 5 Jahre älter werden, aber da stand eben nichts von Lebensqualität, das musste ich denen auch erst mal erklären! Ich denke, das Leben so ist typisch für die Dänen.

Wir brauchen übrigens die Firma Hillgaard für ein größeres Projekt ;) kannst du dir schon vorstellen, wofür?

Ups, na ja ich denke da geht es bestimmt um das Vorupør-Treffen in Deutschland im September – das ist es bestimmt, Ihr wollt mich als Sponsor! Oder? (Joe: Das ist falsch! OK; das wäre auch gut!).
Ne ne, wir bleiben bei „falsch“! Was dann? (lacht!)
(Joe: Wir möchten hier gerne ne Webcam installieren und Ihr dürft sie bezahlen!)
Das darf man aber nicht! Wir haben das auch schon probiert, aber man darf das hier nicht, im Kaufmannsladen ginge das, aber nicht draußen. Man müsste dann dort auch überall Schilder aufhängen, dass man gefilmt wird. Draußen im öffentlichen Raum ist das gesetzlich nicht gestattet, jeder muss sich bewegen können und die Privatsphäre muss geschützt bleiben. Auf den Webcams von traffiken.dk erkennt man keine einzelnen Leute, das geht dann.
Und da, wo man das im Internet finden kann, wo man Leute erkennen kann, das ist illegal! Wir haben nach einer Genehmigung gefragt bei der Kommune... aber wir haben keine bekommen. Aber unsere Idee war das schon lange, auch vom Kirchenturm zum Beispiel, damit die Leute ganz klein sind und man sie nicht erkennen kann. Um das Wetter zu zeigen zum Beispiel... (überlegt)
aber das wäre ja auch nicht so gut. Wenn es regnet, will keiner kommen! Die Leute sollen doch die Postkarten betrachten und die schönen Bilder der Ferienhäuser im Katalog, wo überall die Sonne scheint und zuhause sitzen und von diesem Ort träumen! Sonne, Strand, Vorupör! Und dann das böse Internet öffnen und kucken und es regnet und ist ständig dunkel – dann fahren die nach Mallorca oder so, ohhh um Gottes Willen, bitte nicht!! Wenn, dann muss immer einer vor der Kamera und eine Postkarte hochhalten!

Und wo macht Jan Brusgaard Urlaub??!

Da muss ich auch lachen! Zwei Sachen, es hört sich natürlich superblöd an, aber ich fahre sehr gerne ins Ferienhaus. (Sylvi ungläubig: Wohin?) Überall hin, Ostküste, südlich von Aarhus, dort bin ich oft gewesen auch mit meiner Familie. (Sylvi: Also überwiegend in Dänemark?) Dänemark, ja klar, wo sonst!? Aber es gibt ja viele Stellen hier in Dänemark, die sehr schön sind. Ich bin aber auch ein Stadtmensch, ich besuche ja sehr gerne Großstädte. Als Kontrast zum Leben, was man sonst lebt. Ich liebe London, Paris, München, Hamburg, Kopenhagen.

Jan, vielen Dank für’s Essen und das nette Gespräch! Aber die Mängelliste lassen wir Dir trotzdem da!

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Das Gespräch fand statt am 09.08.2005 zwischen 19:30 Uhr und 23:00 Uhr im Vesterhavs Cafeen mit einigen Øl.

Fotos: Vorupør-Portal; thyweb.dk

Mittwoch 12 Oktober 2005 19:12:00 von admin

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