''Dansk Jul''


danskjul_kl.jpgWeihnachten in Dänemark - Dansk Jul von Torkild Hinrichsen. Ein Bild-ABC zu Festbräuchen, Liedern und Rezepten.

Widmen wir uns den elementaren Teilen dieser kulinarischen Hochgenüsse und nehmen wir zwei "Basics" ins Fadenkreuz: "Julefrokost" und Alkohol - Zum Nachmachen! Ab Januar nehmen wir gerne Erfahrungsberichte entgegen - Wenn alle wieder sprechen können ;)

[Der Übersicht halber sind unsere Anmerkungen und Kommentare in roter Schrift gehalten, teilweise wurden grammatikalische Fehler verbessert, um den Inhalt durch richtigen Satzbau verständlich zu machen]

Julefrokost

"Frokost" ist das kalte, am Vormittag oder Mittag eingenommene Essen. Zu Weihnachten wird "julefrokost" in der Familie vormittags am 24.12. zelebriert, als ausführliches Frühstück mit Brot und kleinen warmen Gerichten, Øl und Snaps! Es entwickelt sich allerdings immer mehr zum Firmenfest vor Weihnachten, oft am letzten gemeinsamen Arbeitstag, entweder über eine Mitarbeiterumlage oder bezahlt von der Firma als Gratifikation.
Wichtig ist beim "julefrokost" die Auswahl der Gerichte, deren Einteilung in Gruppen bzw. Gängen, und die Reihenfolge des Verzehrs, denn im Unterschied zum warmen Mittagessen teilt sich jeder alles selbst ein.

Das Essen drängt sich in großer Opulenz als Augenschmaus in allem auf einmal auf den Tisch, idealerweise nicht wie bei einem Büffet irgendwo daneben zum Anstehen. Die einzelnen Gänge stehen nicht flach nebeneinander, sondern sind gruppenweise in Etagen, wie eine Landschaft, aufgebaut. Den Gipfel bilden in Glasschalen Nachtisch und Obst. Wer die richtige Reihenfolge nicht einhält, macht sich gänzlich unbeliebt!

Gang/Gruppe 1: Fiske kalt und warm!
Damit beginnt man, und zwar vom kräftigeren Geschmack hin zum feineren, d.h. als erstes die verschiedenen Sorten marinierten Herings (Glyngøre!) und dazu halbe hart gekochte Eier und rohe Zwiebelringe. dann Geräuchertes: Aal, Lachs und Forelle mit Rührei. Es folgen "rejer" (Krabben, lose mit Zitrone oder als Salat) und "jomfruhummerhaler" (Langusten).
Als erstes der "lune retter" (warme Gerichte) folgt dann ein gebratenes Fischfilet (i.d.R. Scholle) mit Zitrone und Remoulade. Unterlage vor allem: Schwarzbrot und Butter!

Gang/Gruppe 2: Aufschnitt auf Brot!
Dann kommt der sozusagen "normale" Aufschnitt auf Schwarzbrot, nämlich (und jetzt bekomm ich echt hunger!): Vor allem Klassiker wie "rullepølse med løgringe", "flæskesteg med rødkål", "spegepølse", "salt kød" mit italienischem Salat. Davon essen die wenigsten viel, es sei denn, die rullepølse (oder der flæskesteg!) ist selbst gemacht, oder von einem besonders berühmten Schlachter! (den kennen wir alle hier!)

Gang/Gruppe 3: Schweinkram!
Der Dritte Gang sind die "små lune retter", jeweils "med alt tilbehør": Leberpastete, "hjemmelavet leverpostej med sky" (Fleischkraft, hä?), und Rote Beete; Frikadellen mit Rotkohl; Hähnchenschenkel mit Erdbeerkonfitüre und "Asien" (Salzgurken, dachte, das heißt "Agurke"); "mørbrad-skiver" (gescheibte, in Soße weichgekochte kleine Schweinefilets).

Gang/Gruppe 4: Ende naht!
Der vierte Gang erfordert "franskbrød" (Weißbrot) und gehört bereits zu den Nachspeisen (Gott sei Dank, *passtnixmehrrein*): "frugtsalat", wo eine Masse von Mayonnaise und geschlagener Sahne Früchte aller Art vereint, dekoriert mit halben Walnüssen und Maraschinokirschen.
Es folgt die Käseplatte, wobei der Blauschimmelkäse obligatorisch ist. Lang Gelagertes und kräftig Duftendes gibt es allerdings nicht, um all das andere nicht zu übertönen.
Den Abschluss bildet schließlich Obst. Aber davor kommt die Glasschale mit der Überraschung, die sich unter Schlagsahne verbirgt, wie Weincreme oder "citronfromage". Geradezu profan, aber nicht ausgeschlossen, ist "rødgrød med fløde" (ein Klassiker für uns!).

Zwischen all diesen Gängen wird jeweils ein Schnaps getrunken, wobei der klare Aalborger (mit Kümmelextrakt) allem anderen vorgezogen wird. Einige "juleøl" pro Person heben ebenfalls die Stimmung! Wein, Likör oder derlei ist bei "julefrokost" völlig ausgeschlossen. Zu allerletzt eine Tasse (nicht mehr!) starken Kaffee ohne Kleingebäck rundet das Erlebnis ab!

Wobei wir direkt eine tolle Überleitung gefunden haben für unseren nächsten Extrakt aus dem Buch:

Bier, Schnaps, Branntwein

Ströme von Bier waren seit vorchristlicher Zeit und bis ins 16. Jh. so eng mit dem Weihnachtsfest verbunden, dass man geradezu beides gleichsetzte: "drikke jul"! (Saufnachten! Also wir sind da traditionsbewusst und befinden uns alleine deshalb grundsätzlich an Weihnachten im 16. Jh.)
Bis vo 100 Jahren braute man in Dänemark auf jedem Hof sein eigenes Bier, zu den Festtagen aber stärker, mit reichlich Malz und Honig für "juletønden", die Weihnachtstonne (zu dieser Weihnachtstonne ist uns nichts überliefert, wer weiß, was das genau war/ist, bitte melden!). Juleøl, wie es die Brauereien lieferten, ist bis heute ein dunkles Malzbier (hvidtøl). Man trank es früher leicht angewärmt zur "risengrød" (Hier, in diesem Bier-Artikel, schwächelt das Buch. Dänische Begriffe sind nicht direkt ohne nachzuschlagen erklärt. Zudem ist der Bier-Artikel leider auch gleich zuende. Schade, denn Bier und Dänemark haben doch ne Menge miteinander zu tun ;) ).
Heute freilich ist es meist zum Kindergetränk geworden. Die Brauereien setzen nun auf Weihnachtsbier vom Bockbiertyp. Das "juleøl" ist mit besonderem Etikett versehen, das meist jährlich wechselt.

Vor dem Siegeszug des Kaffees, der von den Städten ausgehend seit 1800 zunehmend die Trinksitten veränderte (vor der Arbeit kein Øl mehr?), bekam man auf dem Lande zur Weihnachtszeit neben der Platte mit Salzfleisch obligatorisch "brændevin" vorgesetzt. Vor der Branntweinsteuer von 1887 war dieser sehr billig, aber nichts desto trotz war der Branntweinkonsum in Dänemark noch um 1900 am höchsten von allen europäischen Staaten, nämlich pro Jahr 13 Liter pro Kopf, gerechnet auf 50% Alkohol... (kein Wunder, dass man dann irgendwann Hühnerbeine mit Marmelade isst...)
In Deutschland lag der Verbrauch gleichzeitig bei 9 Litern. Dazu trank der Däne 40 Liter Bier  (des neuen bayerischen Typs der Brauereien), aber nur 1 Liter Wein! (die 40 Liter tut er sich heute noch rein - im Anker - pro Abend! Mit den deutschen Touristen! Mit "bayerischem" Typ muss unseres Erachtens Pilsner gemeint sein - "Helles" kennen wir nicht da oben. Weizen ist auch exotisch. Naja, Pilsen ist ja nicht so weit von Bayern weg. Das kann man schon mal zusammenlegen!)
Besondere Qualität haben traditionell die Produkte der Danske Spritfabrikker (ohhh ja!), deren Exporte auch in Deutschland ein Begriff geworden sind: Aalborg Akvavit und Jubileums-Akvavit, Ersterer klar mit Kümmelwürze, der "Jubi" (so nur in Deutschland genannt) mit Dill (? Dill???). Beide sind durch die Kräuterauszüge gute Fettverteiler (von wegen Verteiler - bei mir sammelt sich alles in der Gürtelregion...).
Seit einigen Jahren geben die Spritfabrikker eine Jahresflasche mit "Julesnaps" heraus. Alle vier Jahre wechselt die Flaschenform, die alten dänischen Flaschen angelehnt ist. Die Flaschen werden bei der Glasmanufaktur Holmegaard hergestellt und begeistert gesammelt.

Soviel aus dem Buch "Weihnachten in Dänemark - Dansk Jul" und unsere (unvermeidbaren) Kommentare dazu! Wir können dieses Buch nur jedem empfehlen, der unverfälschte dänische Lebenskultur beschrieben haben möchte (so weit wir das beurteilen können...) und beim Lesen das Gefühl haben möchte, von einem Dänen in deutsch vorgelesen zu bekommen - tolles Buch!

danskjul_02.jpgBestellung und Buchvorschau [hier]
Das Buch ist entstanden aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Altonaer Museum in Hamburg, einem Norddeutschen Landesmuseum. Protektor dieser Ausstellung und auch dieses Buches ist Niels Steen Højer, königlich dänischer Generalkonsul in Hamburg.

Freitag 02 Dezember 2005 21:47:47 von admin

Web-Shop

Aufkleber, Klamotten und andere Artikel mit dem Vorupør Community Logo könnt Ihr im Webshop bestellen!

 

 

Forum

Lest und schreibt im Vorupør-Forum mit über 50.000 Beiträgen! Wichtig: Für die Nutzung des Forums ist eine separate Anmeldung erforderlich.

 

Kalender

Ihr wollt wissen, wer oben ist? Wollt anderen sagen, wann Ihr da seid? Dann tragt Euch in den Urlaubskalender ein!