Dänische Traditionen


Die Dänen feiern im Laufe des Kalenderjahres eine Vielzahl von besonderen Tagen; dabei handelt es sich sowohl um kirchliche Feiertage als auch um Festtage, die auf andere Wurzeln, z.B. in der Volkskultur, zurückgehen.

An viele dieser Tage knüpfen sich bestimmte Traditionen: was man isst, wie man schmückt oder wie man das Ereignis zusammen mit Familie und Freunden feiert.

Die Dänen und die Traditionen

Gut und gern 90 % der dänischen Bevölkerung sind der Meinung, dass auch Traditionen zum nationalen Kulturerbe gehören, und viele meinen, dass die Traditionen vor Einwirkungen von außen bewahrt werden müssen.

Die Wirklichkeit sieht jedoch nicht ganz so aus. Das, was wir üblicherweise unter Traditionen verstehen, gehört zwar auch zu dem sogenannten kulturellen „Gepäck", aber dieses „Gepäck" wird entsprechend den kulturellen Veränderungen, nicht zuletzt unter dem Einfluss von außen, allmählich angepasst und „umgeladen". Und je nach dem Grad dieser Anpassung scheint es bisweilen, als ob es sich bei den von außen einfließenden Traditionen um dänische handelte. Vermutlich die wenigsten Dänen denken daran, dass der Weihnachtsbaum aus Deutschland stammt, dass der Muttertag ein amerikanischer Brauch ist und dass das Lucia-Fest aus Schweden kommt.

Einige Dänen ärgern sich über zwei der jüngsten Traditionen, den Valentinstag und Halloween, weil sie amerikanisches Brauchtum nicht einfach übernehmen wollen, oder weil sie an der kommerziellen Vermarktung Anstoß nehmen. In Wirklichkeit aber haben auch viele der älteren Traditionen auf gleiche Weise ihren Anfang genommen, und wenn einmal die dänischen Kinder von heute erwachsen geworden sind, werden vermutlich auch Valentinstag und Halloween zu ihrem dänischen Kultur-„Gepäck" gehören.

Die Bedeutung der Feiertage

Die Feiertage des Kalenderjahres tragen dazu bei, dem Jahresverlauf einen gewissen Rhythmus zu verleihen, indem sie das Jahr in etliche überschaubare Zeiträume gliedern. In der alten bäuerlichen Gesellschaft war der Anbau der lebenswichtigen Feldfrüchte eng mit dem Jahresverlauf verknüpft. Das Gleiche galt für viele der sogenannten Arbeitsfeste, z.B. das Erntedankfest, die heutzutage nahezu verschwunden sind, weil sie ihre Bedeutung als Fest für diejenigen, die gearbeitet hatten, verloren haben.

Viele der zu den Feiertagen des Jahres gehörenden Elemente lassen sich auf die dänische Bauernkultur zurückführen, während die Feste und Traditionen, die mit dem Lebenslauf des Einzelnen verknüpft sind, z.B. Geburtstage und Hochzeiten, ihre Wurzeln eher im städtischen Bürgertum.

In einigen Fällen hat das Bürgertum auch die Feiertage des Jahres beeinflusst; so können die ursprünglich bäuerlichen Traditionen idyllische Darstellungsformen annehmen, wie sie typischerweise von den Künstlern des 19. Jahrhunderts gepflegt wurden. Das gilt vor allem für das Weihnachtsfest, wobei kleine Fachwerkhäuser und von Kerzen erleuchtete Dorfkirchen in schneebedeckter Landschaft als Inbegriff dänischer Weihnacht galten und immer noch gelten. Eines der wichtigsten Charakteristika für Traditionen ist die Verbindung zur Vergangenheit – ungeachtet dessen, ob sie real ist oder nicht; Hauptsache, es scheint so.

Der Weihnachtsmonat

Der Monat Dezember steht ganz im Zeichen des Weihnachtsfestes. In den meisten Städten sind die Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen mit Tannengirlanden und Lichtern geschmückt. Auf Plätzen und in Gärten stehen Weihnachtsbäume mit Lichterketten, ein Brauch, der sich bis zum Jahr 1914 zurückverfolgen lässt, als der erste illuminierte Weihnachtsbaum auf dem Rathausplatz in Kopenhagen aufgestellt wurde. Seit einigen Jahren wird es außerdem immer üblicher, auch andere Bäume und Gegenstände mit Lichterketten zu schmücken.

In den meisten dänischen Familien zählt man voller Erwartung die Tage bis zum Fest. Man zündet jeden Tag die Kalenderkerze an und an den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten den Adventskranz. Die Kalenderkerze (an der die Tage des Dezember mit Zahlen markiert sind) ist eine dänische Tradition. 1935 kam man auf die gute Idee, solche Kerzen zusammen mit den Kindern anzufertigen, aber seit 1942 werden diese Kerzen industriell hergestellt. Der Adventskranz erlebte seinen Durchbruch, nachdem er als Motiv die Weihnachtsbriefmarke des Jahres 1946 geziert hatte, eine ganz besondere Briefmarke, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit herausgegeben wird. Mit seinen 4 Kerzen symbolisiert der Adventskranz die 4 Sonntage der kirchlichen Adventszeit, die kirchliche Neujahrszeit. Das Kirchenjahr beginnt am ersten Sonntag im Advent an einem der 7 Tage zwischen dem 27. November und 3. Dezember. Außer der Kalenderkerze gibt es für die Kinder Adventsskalender mit einzelnen nummerierten Türchen, die vom 1. bis zum 24. Dezember an jedem Tag geöffnet werden, wie auch Kalender mit 24 kleinen Päckchen.

Lucia-Tag

Der 13. Dezember, der Luciatag, wird überall in Pflegeheimen und Krankenhäusern, sowie in vielen Schulen und Tagesstätten begangen. Eine kleine Gruppe, meistens Mädchen, zieht durch die Gänge und singt das Lied von Santa Lucia. Die Mädchen sind weiß gekleidet, und die vorangehende Lucia-Braut trägt auf dem Kopf einen Kranz mit brennenden Kerzen. Dieser Brauch stammt aus Schweden und wurde 1944 während der deutschen Besetzung des Landes von „Foreningen Norden" der Gesellschaft Norden in Dänemark eingeführt.

Weihnachtsfeiern und andere Formen weihnachtlicher Geselligkeit
Weihnachten selbst ist für die meisten ein Familienfest, darüber hinaus aber ist der Weihnachtsmonat, wie der Dezember auch genannt wird, von unterschiedlichen Formen geselligen Beisammenseins geprägt. Die verbreiteteste ist die Weihnachtsfeier („julefrokost") in den Betrieben und Firmen, die seit den 1940er Jahren an den meisten Arbeitsplätzen stattfindet. Hier verzehrt man ein typisch dänisches Mittagessen, das zu diesem Anlass jedoch vorzugsweise aus einigen ganz besonderen dänischen, in gewissem Umfang regionaltypischen Gerichten bestehen sollte. Zur Weihnachtsfeier trinkt man Bier und Schnaps oder Wein. Die Brauereien stellen zu Weihnachten verschiedene Weihnachtsbiere her, die stärker sind als übliches Bier. Da zur Weihnachtsfeier oft viel Alkohol getrunken wird, hat es sich eingebürgert, dass man sich locker gibt und ohne Risiko Grenzen des Alltags überschreitet, sowohl hinsichtlich der sozialen Hierarchie als auch allgemein üblicher Umgangsformen.

Zu vielen unterschiedlichen Anlässen trifft man sich zu zwangloseren Formen der Geselligkeit und trinkt Glühwein („gløgg") und isst Krapfen („æbleskiver"). Während der gløgg aus Schweden stammt, sind die æbleskiver eine der ältesten Formen von Backwerk, die in Dänemark überliefert sind, wo sie jedenfalls seit dem 17. Jahrhundert zur üblichen Festmahlzeit gehörten. Viele Familien und Freunde ziehen zusammen los und fällen an einem der letzten Sonntage vor Weihnachten ihren eigenen Weihnachtsbaum, und danach trifft man sich gerne zu einem solchen Schmaus.

Weihnachtsschmuck

Die meisten privaten Haushalte werden in unterschiedlicher Art mit Weihnachtsschmuck dekoriert. Sind Kinder in der Familie, gibt es typischerweise viele Heinzelmännchen, ansonsten aber sind Tannengrün und Kerzen in unterschiedlichen Dekorationsformen der verbreiteteste Weihnachtsschmuck. Der Weihnachtsbaum, eines der wichtigsten Symbole des weltlichen Weihnachtsfestes, wird entweder am Vorabend des 24. Dezember, oder an Heiligabend („juleaften") selbst, geschmückt. Der Schmuck besteht in der Regel aus Glaskugeln, Papierherzen und Tütchen, Lametta, Girlanden aus kleinen Dannebrog-Fähnchen und nicht zuletzt aus Kerzen, entweder als echte Stearinkerzen oder in Form elektrischer Lichterketten. Im Zusammenhang mit den Kriegen gegen Deutschland und dem erwachenden Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert, wurden die Nationalfarben, rot und weiß, prägend für den Weihnachtsschmuck. Soweit bekannt, wurde der erste Weihnachtsbaum in Dänemark 1808 aufgestellt, und im Laufe von rund 100 Jahren breitete sich dieser Brauch auch in den meisten dänischen Familien aus. An den Märchen von Hans Christian Andersen, in denen ein Weihnachtsbaum vorkommt, lässt sich bei chronologischer Lektüre die Verbreitung dieses Brauchtums in Dänemark verfolgen. Es handelt sich um „Hyldemor" (Mutter Holunder/Fliedermütterchen, 1842), „Grantræet" (Der Tannenbaum, 1846), „Den lille pige med svovlstikkerne" (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern, 1848), „Tolv med posten" (Zwölf mit der Post, 1861) und „Krøblingen" (Der Krüppel, 1872).

Zu den weihnachtlichen Vorbereitungen gehört auch das Backen etlicher Plätzchen, die traditionell zu diesem Fest gehören. Auch Konfekt unterschiedlicher Art wird hergestellt. Dänisches Weihnachtsgebäck mit der längsten Tradition sind die Pfeffernüsse.

Die Weihnachtstage

Zum eigentlichen Weihnachtsfest zählen der 24. Dezember, Heiligabend, sowie der erste und zweite Weihnachtstag (der 25. und 26. Dezember). An diesen Tagen sind die meisten Geschäfte geschlossen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup von 1998 zufolge war für 78 % der Befragten das Zusammensein mit der Familie an Weihnachten wichtig. Für viele aber gehört es auch dazu, dass man an Heiligabend am kirchlichen Weihnachtsgottesdienst teilnimmt. Dieser bildet sozusagen den Auftakt zum Weihnachtsfest und ist eines der wenigen Male im Jahr, zu dem viele Menschen die Kirchen besuchen.

In den meisten Familien beginnt der Heiligabend mit dem Abendessen, zu dem als Hauptgericht Gans, Ente oder Schweinebraten mit Rotkohl und mit Zucker braun glasierte Kartoffeln auf den Tisch kommen. Zweiter wichtiger Bestandteil ist die Weihnachtsgrütze, entweder in Form von Milchreis als Vorspeise oder zum Dessert als „ris à l'amande", kalt servierter Milchreis mit gehackten Mandeln und angedickten Kirschen. Wichtig dabei ist, dass sich in der Vor- oder Nachspeise eine ganze Mandel befindet. Die Person, die in ihrer Portion die Mandel entdeckt, bekommt das sogenannte Mandel-Geschenk, früher traditionell ein Marzipanschwein. Zum Essen trinken heute die Meisten Rotwein zum Hauptgericht und einen Dessertwein zum Nachtisch. Zur Weihnachtsgrütze trinkt man mancherorts Malzbier, auch Koboldbier genannt.

Die Einleitung zum zweiten Höhepunkt des Abends bildet das Entzünden der Lichter am Weihnachtsbaum. Danach „tanzt man um den Weihnachtsbaum", das heißt, man schreitet Hand in Hand um den Baum und singt dabei Weihnachtslieder. Anschließend werden die Weihnachtsgeschenke verteilt, die unter dem Weihnachtsbaum liegen. In Familien mit Kindern kommt bisweilen der Weihnachtsmann, ein als solcher verkleidetes Mitglied der Familie, und bringt die Geschenke. Eigentlich brachte in Dänemark der Kobold („nisse") die Geschenke. Dieser alte Mitbewohner des Hofes oder Hausgeist ist schon aus vorchristlicher Zeit überliefert, wurde aber im 19. Jahrhundert mit Weihnachten verknüpft. Ende des 19. Jahrhunderts kam der Weihnachtsmann im buchstäblichen Sinne nach Dänemark, und zwar auf den Postkarten, die u.a. die dänischen Auswanderer aus Amerika nach Hause schickten. Der Weihnachtsmann übernahm nach und nach die frühere Rolle des „nisse" als Überbringer von Geschenken.

An den Weihnachtstagen isst man in der Regel im Kreise der Familie zu Mittag. Es gibt die gleichen Gerichte, die zu den anderen weihnachtlichen Mittagessen in diesem Monat gehören, abgesehen davon, dass sich jetzt die regionale Küche deutlicher bemerkbar macht. Zum Beispiel mit Weiß- und Grünkohl, die zu verschiedenen Gerichten gehören, und mit den entsprechenden Fleischgerichten, insbesondere in Form unterschiedlich zubereiteten Schweinefleischs.

Früher begann das Weihnachtsfest mit dem Vorabend des 24. Dezember und ging bis Mariä Lichtmess (2. Februar), und die vielen Weihnachtsbasare und -gesellschaften verwandelten diesen Zeitraum in eine einzige große festliche Zeit. Heutzutage endet Weihnachten im Großen und Ganzen nach den Weihnachtsfeiertagen. Die vielen verschiedenen gesellschaftlichen Aktivitäten, die sich an das Weihnachtsfest knüpfen, finden stattdessen im Vorfeld im Dezember statt.

Silvester/Neujahr

Im Gegensatz zum Weihnachtsfest, das die Meisten im Kreise der Familie begehen, wird Silvester (Nytår) mit Freunden gefeiert. Der Silvesterabend wird von zwei wichtigen Sendungen eingerahmt, die von Rundfunk und Fernsehen ausgestrahlt werden, und zwar die Neujahrsansprache der dänischen Königin um 18.00 Uhr und der Beginn des Neuen Jahres, wenn die Uhr des Kopenhagener Rathauses 24.00 Uhr schlägt.

Seit der ersten Neujahrsansprache eines dänischen Monarchen, als der König 1942 während der Besetzung zum Zusammenhalt mahnte, hat sich die Ansprache inzwischen fast zu einem nationalen Ereignis entwickelt.

Viele Dänen feiern den Beginn des neuen Jahres um 24.00 Uhr in unterschiedlicher Form, mit gutem Essen, Sekt und „kransekage", eine Art Baumkuchen aus Mandelteig. Das Neue Jahr wird zur Mitternacht mit Feuerwerk begrüßt, u.a. mit lärmenden Böllern und Raketen, die den nächtlichen Himmel in allen möglichen Farben erhellen.

Vielerorts im Lande besteht das traditionelle Silvester-Menü aus gekochtem Dorsch, dem sogenannten Silvester-Dorsch, oder aus legiertem Grünkohl und Kasseler. Für beide Gerichte ist charakteristisch, dass sie im Gegensatz zu den Weihnachtsgerichten kalorienärmer sind.

Die Späße und Scherze, die sich traditionell an einen Übergang knüpfen, so wie hier, beim Beginn eines neuen Jahres, sind nahezu ebenso verschwunden wie es auch die engen Beziehungen zwischen Nachbarn kaum mehr gibt. Ein Relikt der Verkleidung, die zu einigen dieser Scherze gehörte, sind die Hüte, die, wie auch die Luftschlangen und Ballons, zur traditionellen Silvester-Dekoration gehören.

Quelle: www.denmark.dk | Else Marie Kofod, Gyldendal Leksikon

Freitag 05 Dezember 2008 13:54:33 von admin

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