Silvester in Dänemark - traditionell!


Frøer und Nytårstale. So und nicht anders feiern die Dänen den Jahreswechsel! Im Mittelalter wechselte der Anfang des neuen Jahres mehrfach den Termin. 1691 legte Papst Innozenz XII. den 1. Januar fest.

In Dänemark galt er allgemein erst nach der Kalenderreform von 1700, als der gregorianische Kalender den julianischen ersetzte.
Das heutige Neujahrszeremoniell unterscheidet sich kaum von dem in Deutschland, außer, dass es weniger knallt - staatlich geregelt, um Hörschäden zu vermeiden.

Man verbringt den Abend eher mit Freunden als mit der Familie, oft als "sammenskudsgilde", wozu jeder etwas beisteuert. Scherzartikel waren vor 1900 weitgehend unbekannt, bevor der deutsche Markt mit einem eigenen Industriezweig von Thüringen aus auch in Dänemark den Spaß kommerzialisierte.

Die Narrenfreiheit, einmal etwas zu tun, was sonst nicht erlaubt ist, trieb auf dem Lande und in der Kleinstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die seltsamsten Blüten. Man vertauschte in den Ställen Pferde mit Kühen, entfernte Gerät, stellte den Ackerwagen aufs Dach usw. In der Stadt ließen sich Fahrräder am Flaggenmast hochziehen und Gartenpforten aushängen und wegbringen.
Beliebt war auch der Krach, den man mit schadhaften irdenen Töpfen an Nachbars Haustür machen konnte:

Ach, wie es draußen rumort und klopft,
an Karens Tür zerschellt ein Topf,
das war wohl der von Anders, denn Karen sagt,
dass er Mädchen neckt, wenn es behagt.
Und draußen knallt es jetzt Schuss auf Schuss,
so feiern die Knaben des Jahres Schluss
(J. Krohn: "Peters Jul", 1866)


Die Schießerei stammte ursprünglich vom Militär zu Lande und zu Wasser, die mit "løst krudt" den Jahreswechsel bezeichneten und dabei Pulver zweifelhafter Qualität vernichteten. Zunehmend gab es im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts aber in den Städten käufliches Feuerwerk, "kinesere" (Böller) und frøer (Knallfrösche).

Um 24.00 Uhr versammelt man sich vor dem Radio oder dem TV und zählt gemeinsam die Glockenschläge vom Kopenhagener Rathausturm. Beim letzten Schlag werden die Gläser mit Punsch oder Gløgg erhoben. "Glædeligt Nytår"! Dazu gibt es æbleskiver. Es folgt im Radio, das aus nostalgischen Gründen eher läuft als der Fernseher, gesungen vom Radiochor Grundtvigs Psalm von 1849:

Vær velkommen, Herrens år,
og vel kommen herhid!
Sandheds Gud! Lad dit
hellige ord
Oplive, oplyse det høje nord!
Velkommen nytår og
velkommen her!


übersetzt:

Sei willkommen, Jahr des Herrn
und willkommen hierher!
Wahrheits Gott! Lass dein
heiliges Wort
beleben, erhellen das hohe Nord'!
Willkommen Neujahr und
willkommen hier!


Es folgt Carl Nielsens Helios Overture.
Die Rede der Königin, "Dronningens Nytårstale", hörte man schon am Nachmittag. Margrethe II. setzt darin die Tradition ihres Vaters und Großvaters fort. Christian X. hatte während der deutschen Besatzung 1942 erstmals eine Neujahrsansprache gehalten, die aus politischen Gründen erst 1945 wieder aufgenommen werden konnte.

Quelle: Torkild Hinrichsen: "Dansk Jul", 2003, Husum-Verlag, S. 60ff.

Dienstag 28 Dezember 2004 22:07:02 von Admin

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