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Mord in Thisted
Datum: Dienstag 30 Dezember 2008 15:56:56
Thema: Thy


Mord in Thisted45-jährige Frau einen Tag nach Weihnachten vor Fakta-Markt auf offener Straße erstochen. Täter sitzt in U-Haft.



Am Samstag, den 27.12.2008 um 12.30 Uhr wurde die vierfache Mutter Hanna D.-M. Opfer einer Messerattacke, als sie gerade ihr Fahrzeug verlassen wollte, welches sie auf dem Parkplatz vor dem Fakta-Markt an der Straße Kasten 39 geparkt hatte. Die Frau war sofort tot.

Der Tatablauf

Zeugen sagen aus, dass der mutmaßliche Täter, der 58-jähriger Bosnier Fikret M., Hanna D.-M. unvermittelt attackierte, zu Boden warf und auf ihr sitzend mehrfach auf sie einstach.
Danach flüchtete M. in seinem VW Golf. Zeugen beobachten die Situation und notierten sich das Kennzeichen. Daraufhin konnte M. am Abend in Sjørring festgenommen werden, als der Fernsehsender TV 2 gegen 22:00 Uhr das Kennzeichen bekanntgab und einem Passsanten der Wagen aufgefallen ist. Bis zur Festnahme wurde die Bevölkerung über Rundfunk und TV gewarnt, den Täter bei Auffinden nicht eingenmächtig zu überwältigen, da er bewaffnet sei.

Die Festnahme erfolgte nach Angaben der Polizei ohne Widerstand des mutmaßlichen Täters. Die Polizei war aber der Auffassung, dass der Mann psychisch instabil war. Das Motiv für die brutale Tötung ist noch unklar. Auch ist nicht klar, ob es sich um einen geplanten Mord oder einfach nur um einen schlimmen Zufall für Hanne D.-M. gehandelt hat. Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden, M. behauptet, diese in einen See geworfen zu haben, was den Verdacht auf ihn als Täter verhärtet.

Tatort Parkplatz
Tatort Parkplatz Fakta-Markt



 

Die möglichen Tathintergründe

Fikret M., Vater zweier Kinder, sitzt derzeit in Viborg in einer forensischen Klinik in Untersuchungshaft und wird verhört. Es gibt Hinweise darauf, dass M. psychisch krank sei. Er leide an einem Kriegstrauma aus der Zeit, als er noch in Bosnien lebte. Zudem verstarb vor 4 Jahren seine Ehefrau in Thisted an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Verhöre wurden abgebrochen, M. ist derzeit nicht vernehmungsfähig.

Am Tatort niedergelegte BlumenAuch wenn es derzeit nicht belegbar ist, kann es sein, dass Täter und Opfer sich kannten. Bekannte und Kollegen von Hanne D.-M. berichten von einer merkwürdigen Situation, die Hanne im Sommer 2008 erlebt habe: Nach diesen Schilderungen wurde sie von einem Mann auf der Straße angesprochen, der ihr vorwarf, ihn und seine Kinder mit vergiftetem Essen oder vergiftetem Kaffee umbringen zu wollen, sagt der Vizepolizeipräsident von Thisted, Jes Hvas. Auch soll er Hanne D.-M. massiv bedroht haben. Hanne D.-M. arbeitete im Thisted Daghus als Sekretärin, einer Einrichtung für psychisch labile Menschen. Gegebenfalls kommt so ein Zusammenhang zustande, obwohl die Kollegen vom Daghus aussagen, Fikret M. nicht zu kennen.

Zudem soll, entweder über Hanne D.-M. selber, oder aber über jemand anderes, im Herbst 2008 ein Antrag auf psychatrische Behandlung von Fikret M. bei den Behörden eingegangen sein, so ein befragter Bekannter aus dem Umfeld von D.-M.. Die Behörden hätten diesen Antrag allerdings aufgrund der Feststellung, dass keine akute Gefahr von M. ausgehe, abgewiesen. Dieser Umstand wird noch geprüft. "Wir haben derzeit keine Aufzeichnungen, weder auf der Grundlage des Opfers oder des Täters oder eines anderen, die in diese Richtung zielen", sagte Polizeichef Ralf Larsen von der örtlichen Polizei in Thisted.

Die psychologische Betreuung

Natürlich gehen die gewaltätigen Szenen auf dem Fakta-Parkplatz auch nicht spurlos an den Zeugen vorbei. Zudem müssen zuerst natürlich die Hinterbliebenen betreut werden. In diesem speziellen Fall auch noch die beiden Söhne des Tatverdächtigen. "Wenn so etwas passiert, so traumatisch, und es sind junge Leute beteiligt, so sorgen wir so schnell wie möglich dafür, dass sich Psychologen sofort um die Opfer der Verwandten kümmern", sagt Kriminalassistent Søgaard Andreas von der Thisted Polizei.

Kurz nach dem Messermord gingen die Psychologen zur Familie von Hanne D.-M. zur Bewältigung der Situation. Diese begleiten die Kinder zur Polizei-Station und später ins Krankenhaus.  Auch den Zeugen des blutigen Angriffs wurde geholfen. "Wir hatten eine fantastische Hilfe. Sonntag Morgen rief die Polizei an und fragte, wie wir geschlafen haben. Zudem hatten wir vereinbart, dass es Gespräche mit einem Arzt geben wird. Es war ziemlich einzigartig", sagt eine 43-jährige Frau, die zusammen mit ihrer 15-jährigen Tochter Zeuge des Mordes wurde. "Wir stehen derzeit unter psychologischer Dauerbetreung".

Das Opfer

Thisted Daghus, wo Hanne Sekretärin war.Hanne war allein mit vier Kindern. Ihr Tod hinterlässt eine Spur von Trauer und Unglauben. Niemand versteht, warum die 45-jährige allein erziehende Mutter von vier Kindern so brutal getötet wurde. "Sie kämpfte um ein Leben für sich und ihre Kinder. Niemand versteht, was geschehen ist. Alle mochten sie und sie hatte keine Feinde ", sagte Mette Odgaard Stidsen, Leiter des Daghus, wo Hanne Dahl als Sekretärin arbeitete. Daghus Thisted ist eine Behandlungsstation für Menschen mit psychischen Störungen. Aber es gibt keinen konkreten Hinweis, dass der Mord im Zusammenhang steht mit Hannes Arbeitsplatz. "Wir kennen den mutmaßlichen Täter nicht", sagte Mette Odgaard Stidsen.

Hanne D.-M. hinterlässt vier Kinder im Alter von 8 bis 20 Jahren. Die beiden jüngsten stammen aus zweiter Ehe. Mit ihrem letzten Ehemann war sie 4 Jahre verheiratet bis 2007. Dann zog Hanne aus dem Haus der FamilieIn dem Dorf Skjoldborg bei Thisted hingen die Flaggen gestern auf Halbmast. in Skjoldborg in ein kleines Haus im Gråkildevej in Thisted. Dort aber lebte sie mit den Kindern nur ca. ein Jahr. "Das Haus war zu klein", sagt ein Nachbar am Gråkildevej. Vor kurzem zogen Hanne und die Kinder zurück zu Skjoldborg. "Sie wollte auch nicht weit weg sein von der Gegend in der die Kinder ihren Vater haben". Nach Behördenangaben sind die Kinder nun bei ihrem Vater und die Familie muss sich an ein Leben ohne ihre Mutter gewöhnen. "Sie alle brauchen ihre Mutter. Es muss eine schreckliche Situation für sie sein", sagte Mette Odgaard Stidsen. "Es ist absurd. Sie ist so ein positiver Mensch mit einer netten Aura. Wir bedauern es alle zusammen sehr", sagte sie.

Der mutmaßliche Täter

Was steckt hinter dem Mord an einer Mutter von vier Kindern? Es ist wahrscheinlich eine persönliche Tragödie, welche den Täter zu der Handlung zwang. Ein Professor des Krankenhauses in Thisted vermutet Verfolgungswahn in Zusammenhang mit schweren Traumata als mögliches Tatmotiv.

"Es ist möglich, dass der Angeklagte glaubte, einer Verschwörung auferlegen zu sein. Daher vielleicht auch die Idee, dass jemand Gift in das Essen seiner Familie mischen will", sagte Jes Hvas und betont, dass die Polizei noch nicht viel mit Sicherheit weiß, weil der Mann derzeit nicht vernehmungsfähig ist. "Er ist jetzt im Krankenhaus in der psychiatrischen Abteilung in Viborg", sagt Jes Hvas. "In wenigen Tagen wird die Polizei wieder versuchen, ihn zu verhören."

Die Onlinezeitung BT hat mit mehreren Personen gesprochen, die Fikret M. in den letzten vier oder fünf Jahren näher standen. Sie sind sich darin einig, dass er sehr darunter leidet, seine Frau vor etwa vier Jahren verloren zu haben. "Vor ihrem Tod war er glücklich, er war ein hilfreicher Mann und hatte eine äußerst nette Frau", sagt Lisbeth Nielsen, die in der Wohnung über Fikret M. lebt. "Sie hatten eine enge Beziehung und waren begeistert voneinander, aber als sie an Krebs starb, war es, als ob er der Funke ausgegangen wäre. Er ließ sich gehen und sah mehr und mehr krank und arm aus. Aber ich kann nur Gutes zu sagen über ihn. Er oft kam und fragte mich verschiedene Dinge. Er fuhr auch für mich manchmal zum Einkaufen, wenn ich ihn darum bat", sagt Nielsen.

Ein weiterer Mieter des Hauses bestätigt, dass der Tod seiner Frau ein schwerer Schlag für M. war. Aber zudem litt er an einem Kriegstrauma: Seine Erlebnisse im vom Krieg zerstörten Bosnien sind ein weiterer Grund für seine schlechte psychische Verfassung. "Er hat ansehen müssen, wie seine Eltern und einige Geschwister zu Tode gefoltert wurden - und als seine Frau starb, stand sein Leben in Trümmern. Es ist zutiefst tragisch für die 45-jährige Mutter und ihre Familie, und es ist auch eine Tragödie für Fikrets zwei Söhne. Nun verlieren sie ihren Vater", sagt Else Marie Andersen, eine Nachbarin des Angeklagten.

Abgesehen von introvertiertem und depressivem Verhalten, keiner der Einwohner, mit dem BT sprach, hat je aggressives Verhalten bei M. beobachtet. "Er war sehr bitter und dachte, das Gesundheitssystem hätte nicht genug getan für seine Frau. Aber er war ein sehr netter Nachbar, und ich kann nur das Besten über ihn sagen", sagt Else Marie Andersen.

Luftbild Thisted
 

Text: Vorupør-Community | Quellen: nordjyske.dk, bt.dk, berlingske.dk | Fotos: TV 2, Henning Bagger/Scanpix, Google 







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