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Leben in Thy - Teil 1: Die Ankunft
Datum: Montag 14 März 2005 21:15:15
Thema: Thy


Ein wahres Meisterwerk an authentischer Berichterstattung liefert uns André, alias "sinterklaas". Er lebt(e) für einen längeren Zeitraum in Thy - arbeitete in Hanstholm und wohnte in Vorupør... in einem Ferienhaus!



In seinem Dreiteiler über seine Entscheidung, nach Dänemark zu ziehen, schildert sinterklaas die Umzugsentscheidung, die ersten Wochen im neuen Umfeld, sein Arbeitsleben und viele andere interessante und verbüffende Fakten und Stories! Heute könnt Ihr den ersten Teil lesen: Leben in Thy Teil 1: Die Ankunft!

Von sinterklaas:

"Ich legte den Hörer auf und eine Mischung aus Unsicherheit und Glückgefühl überkam mich. Da saß ich nun zu Hause in Kiel und hatte gerade eine Zusage für einen Job in Nordjütland bekommen, genauer gesagt in Hanstholm. Es blieben noch etwas mehr als 3 Wochen Zeit, dies der Freundin beizubringen, meine Sachen zu packen, Papierkram zu erledigen und mir schnellstmöglich eine Behausung in der Region Thy zu suchen.

Wie zu erwarten, nahm es die meiste Zeit in Anspruch, meine damalige Freundin davon zu überzeugen, dass dies nicht automatisch das Ende der Beziehung bedeutete und auch nur eine zeitlich begrenzte Sache war.
Die Suche nach einem Ferienhaus für den Zeitraum von ca. 6 Monaten gestaltet sich dann doch relativ einfach, wenn man jemanden kennt, der bei Sol og Strand in Hune arbeitet. Meine ehemalige Arbeitskollegin Silke nahm sich also der Angelegenheit an und drückte mir zielsicher ein Haus in Nørre Vorupør aufs Auge. Aha, mit geschultem Blicke erkannte ich auf der Karte die einmalige Lage des Ortes am Wasser in schöner Umgebung. Allerdings waren dann jeden Tag ca. 23 km Fahrt zur Arbeit zurückzulegen… na gut, das wahr wohl auszuhalten. Dass diese Region zu den am wenigsten besiedelten Gebieten ganz Dänemarks gehörte, sollte ich erst viel später merken.

Ende Oktober 2003 rückte näher und somit auch der Termin des Auszuges aus der gemeinsamen Wohnung. Der Umstand, dass es um unsere Beziehung eh nicht zum Besten stand, machte die Sache leichter. Der Sonntag war irgendwann da, der Volvo vollgeladen, Karte und Lageplan des Hauses auf dem Beifahrersitz. Mein Kater Paulchen (seines Zeichens Findelkater dänischen Ursprungs) sah dem „Ausflug“ in seine Heimat wohl mit gemischten Gefühlen entgegen, denn er musste mit und hasste Autofahrten!
Dass ich vorher noch einen einwöchigen Intensivkurs Dänisch an der Centralbibliothek in Flensburg absolviert habe, möchte ich an diese Stelle nicht unerwähnt lassen.

Paulchen und ich begaben uns also auf eine ca. 5-stündige Fahrt nach Nørre Vorupør ins unbekannte neue Zuhause. Die Freude hielt nicht lange an, denn leider endete die unbeschwerte Fahrt bereits in Höhe Aarhus auf der Autobahn. Ausgerechnet an dieser Stelle meinte nämlich der Keilriemen der Lichtmaschine seinen Dienst aufgeben zu müssen und verabschiedete sich. Schöne Schei…. Wer an einem Sonntag Nachmittag in Dänemark noch nie den Pannendienst Falk in Anspruch hat nehmen müssen, sollte froh sein! Es dauerte zwar nur ca. 2 Stunden ehe der eifrige Helfer da war und das gute Stück ausgetauscht hatte, aber für die Rechnung danach hätte man einen prima Kurzurlaub mit allem Drum und Dran auf Rømø zahlen können. Wohl dem, der eine dänische Kreditkarte dabei hat! …Ich hatte! Es war dunkel und kalt, fing an zu regnen und Paulchens Trockenfutter neigte sich gefährlich dem Ende, als wir endlich weiterfuhren. Zumindest weiß ich nun, was Keilriemen auf dänisch heißt!

Schemenhaft tauchte im Regen irgendwann das Ortsschild von Nørre Vorupør auf. Die Ausschilderung lautete vorher immer nur Vorupør aber ich war wirklich da! Mein Haustürschlüssel sollte im Briefkasten der Sonne und Strand Vermietung liegen. Hoffentlich! Er lag auch da. Paulchen sah mich dann doch etwas zweifelnd an, da es länger dauerte, im Ferienhausgebiet das richtige Häuschen zu finden. Endlich! Gegen 22.00 Uhr riss ich die Tür meines Zuhauses für die nächsten Monate auf.
Nachdem Paulchen seine Dose Katzenfutter erfolgreich zur Strecke gebracht hatte, inspizierte er 46 qm dänisches Ferienhaus aufs Intensivste. Ich beschränkte mich darauf, das Bett zu machen, die Stereoanlage aufzubauen, eine Dose Bier zu trinken und mich über die Sammlung von Porzellanfiguren und Figürchen zu amüsieren. Die müssen schleunigst weg, beschloss ich nur...

Am darauf folgenden Tag hatte ich frei, denn man fängt in Thy nicht an einem Montag an zu arbeiten.
Aberglaube. Ich war etwas erstaunt!

So sah also mein Ferienhaus bei hellem Tageslicht aus. Über den Komfort, den dänische Sommerhausbäder bieten, möchte ich an dieser Stelle, der Freundlichkeit halber, keine weiteren Worte verlieren. Loch in den Boden, Nagel an die Wand und schon sind Abfluss und Duschkopfhalter fertig. Schnell stellte sich heraus, dass im gesamten Ferienhausgebiet außer mir kein Mensch zu dieser Jahreszeit wohnte. In das Örtchen Nørre-City selber war es gerade mal ein Kilometer. Mein geliebtes, pappiges Kastenweißbrot erstand ich beim Supermarkt direkt an der Kirche… toll, die haben sogar im Winter am Wochenende auf! Nach dem Frühstück machte ich mich auf, den Ort zu erkunden. Ziemlich lang… und weilig?? Der Ort wirkte wie ausgestorben - kein Wunder an einem Montag Vormittag. Der rechtschaffende Däne war sicher arbeiten und Touristen aus Deutschland wohl zu dieser Jahreszeit noch am heimischen Herd.
Ich fuhr mit dem Auto zum Strand runter und lief die lange Steinmole raus. Schön! Vor allem schön kalt! Die Fischerboote waren auf den Strand gezogen, ein paar Möwen schwammen wie kleine Korken in der Dünung auf dem Wasser. Im Sommer musste es hier herrlich sein, zu baden. Ein richtig netter Ort, auch wenn jetzt im Winter kaum etwas los war, aber die hübschen Häuser, der schöne lange Strand Richtung Stenbjerg, die Dünen und die Einkaufsmöglichkeiten, die für mich nicht ganz unwichtig waren, entschädigten.
Herrliche Strecken zum Joggen bieten sich hier an, dachte ich noch und machte mich auf den Weg nach Thisted. Die größte Stadt der Region Thy war mir von meinem letzten Besuch bereits bekannt. Lebensmittel und vor allem eine danische Telefonkarte, denn die Handykosten würden einen sicher umbringen. Vollbepackt kehrte ich nach Nørre (kaum einer, auch die Dänen nicht, sagt Vorupør) zurück und machte mich zusammen mit Paulchen über die Leberpastete her.

Am Nachmittag stand nun mein Besuch bei der Kommune in Hanstholm an, denn dort musste ich mich als Beschäftigter und somit Steuerzahler registrieren lassen. Eine zukünftige Arbeitskollegin, Ihres Zeichens halb Dänin, halb Deutsche hatte sich mit mir verabredet, um bei sprachlichen Schwierigkeiten zu helfen. So toll waren meine Sprachkenntnisse ja noch nicht. Es ging wesentlich einfacher und schneller als ich es vermutet hätte, für das selbe Procedere hätte man in Deutschland sicher Stunden gebraucht! Ein kurzer Besuch beim Leuchtturm in Hanstholm und dann die Rückfahrt angetreten. Morgen war mein erster Arbeitstag..."

Teil 2 folgt am 28. März 2005! Seid gespannt!

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